Es gab Zeiten, da hat der Fotograf die Belichtungszeit seiner Aufnahme mit dem Abnehmen eines kleinen Deckels vor dem Objektiv geregelt und langsam die Sekunden gezählt. Die Empfindlichkeit der
Filme war so gering, dass es völlig egal war. Ob man 10 oder 12 Sekunden belichtet hat. Erst eine Verdopplung der Belichtungszeit ergab eine Veränderung bei der Schwärzung des Negatives.
Trotz dieser scheinbar umständlichen Technik, sehen wir heute zum Teil beeindruckende Fotografien aus dieser Zeit in Museen oder Galerien. Wichtig ist also nicht so sehr die moderne digitale
Technik, mit der wir unser Bild aufnehmen, sondern einerseits die Fähigkeit zum Sehen und andererseits das Grundwissen, welches ich benötige um ein handwerklich perfektes Foto zu erzielen. Mit
dem Sehen - das kann schon mal etwas länger dauern aber das mit dem Grundwissen, das geht relativ schnell. Zu diesem fotografischen Basiswissen gehört das Verständnis für die Abhängigkeit von
Blende, Belichtungszeit und ISO-Zahl. Dieses Verständnis hilft einem zu einem großen Prozentsatz, jedes fotografische Problem zu lösen. Wenn ich diesen Zusammenhang aber nicht verstehe, werden
alle trotzdem gelungenen Aufnahmen nur Zufall sein.
Also los geht’s… ganz ohne Fachchinesisch: Blende - Belichtungszeit - ISO-Zahl
Was verbirgt sich nun dahinter?
Alle drei Einstellungsmöglichkeiten steuern die Menge des auf den Sensor fallenden Lichtes. Na gut - warum dann nicht einfach mit der Automatik arbeiten? Weil die Änderung eines jeden der drei
Einstellungsparameters Auswirkungen auf das Ergebnis unseres Fotos hat.
Leider ist es nicht ganz so einfach. Fangen wir mal mit der Blende an. Das sind kleine Lamellen im Inneren unseres Kameraobjektives, welche sich durch drehen am Einstellrad der Kamera schließen
oder öffnen. Verständlich dürfte ja sein, dass, wenn ich die Blende mehr öffne, auch mehr Licht auf den Sensor fällt. Also eine große Blendenöffnung entspricht einer großen Lichtmenge. Können mir
alle folgen? Klar doch…
Was passiert nun wenn die Lichtmenge bei größerer Blende ebenso größer wird?
Viel Licht - viel Belichtung - Überbelichtung - zu helles Bild... logisch.
Also nutze ich die zweite Einstellungsmöglichkeit, die Belichtungszeit, wieder zur Korrektur.
Ich belichte kürzer, damit nicht zu viel Licht auf meinen Sensor fällt. Also wenn die Blende größer wird, muss die Belichtungszeit kürzer werden. Und umgekehrt - bei kleinerer Blende muss ich
entsprechend länger belichten, immer alles bezogen auf die gleiche Lichtmenge.
Aber hier wieder Vorsicht, ganz gemein ist: große Blende bedeutet kleine Zahl (z.B. 1,8) und kleine Blende bedeutet große Zahl (z.B. 22)
Nicht wundern - einfach so hinnehmen und merken! Klar?!
Aber was erreiche ich mit der kleineren Blende? Um so mehr ich abblende (also die Blendenlamellen im Objektiv schließen sich immer weiter und die Zahl wird immer größer...8, 11, 16, 22, 32...),
desto mehr Tiefenschärfe habe ich in meinem Bild. Das bedeutet, der Vordergrund ist über die mittleren Bereiche des BIldes bis zum Hintergrund scharf. Wenn ich also möchte, dass mein Foto von
vorne bis hinten scharf ist, blende ich ab. Aber Vorsicht - auch das hat seine Tücken. Verwende nie die kleinste Blende, die an Deinem Objektiv einstellbar ist. Das kann wieder zu
Lichtbeugungserscheinungen an den Blendenlamellen führen, die eine leichte Unschärfe im Bild zur Folge haben.
Merke Dir einfach für den Anfang: Wenn Du ein scharfes Foto haben willst, musst Du abblenden aber nie die kleinste Blende verwenden!
Wenn also 22 Deine kleinste Blende am Objektiv ist - Finger weg! Nimm 16!
In der Landschaftsfotografie wollen wir doch eigentlich immer ein scharfes Foto haben, oder?
Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel. Vielleicht möchtest Du ein Detail in der Landschaft hervorheben. Das ist dann zwar keine richtige Landschaftsaufnahme mehr aber nehmen wir mal an, auf einem Ast im Vordergrund sitzt der sehr bekannte und seltene Taka-Tuka-Vogel, den Du schon immer mal fotografieren wolltest. Wenn Du jetzt die Blende fast komplett schließt, dann ist außer dem Vogel auch im Vordergrund alles scharf. Und vielleicht auch die wirren Äste, die hinter dem Vogel den Hintergrund bilden. Jetzt öffnest Du die Blende wieder und verringerst damit die Tiefenschärfe. Du legst die Schärfe auf das Objekt Deiner Begierde, den seltenen Vogel, und hast dann im Hintergrund keine scharfen, wirren Äste, die Dir nur Unruhe in den Hintergrund bringen, ja vielleicht an einer ungünstigen Stelle des Vogels aus diesem herauszuwachsen scheinen.
Die Blende ist also unter anderem ein Gestaltungsmittel, um Ordnung ins Bild zu bringen und Unruhe aus dem Foto zu verbannen.
Überlege Dir also vorher, ob Dein Foto von vorne bis hinten scharf sein soll (in der klassischen Landschaftsfotografie ist das in der Regel so), oder ob Du mit der Schärfe bzw. Unschärfe im Foto etwas erreichen möchtest. Hast Du z.B. vor, ein Portrait aufzunehmen, stellst Du auch nur auf das Gesicht scharf, blendest nicht so stark ab und erreichst damit einen weichen und unscharfen Effekt für den Hintergrund. Probiere auch einfach mal eine komplett offene Blende. Wichtig ist dabei nur, dass die Augen scharf sind.
Möchtest Du aber den Menschen inklusive seiner kompletten Umgebung scharf abbilden, dann musst Du wieder abblenden.
In der Landschaftsfotografie möchte ich in der Regel ein scharfes Foto haben. Dass wir dafür die Blende schließen müssen, haben wir im vorigen Absatz gelesen (daran denken - nie die kleinste
Blende verwenden). Zuvor stand dann noch, dass daraus eine längere Belichtungszeit folgt. Wir erinnern uns: kleine Blende - große bzw. lange Belichtungszeit. Bei dem Beispiel mit dem seltenen
Taka-Tuka-Vogel und dem Portrait war es genau umgekehrt: große Blende - kleine bzw. kurze Belichtungszeit. Also das ist doch nun wirklich ganz einfach!
Nochmal: wenn das eine klein ist, muss das andere groß sein... und umgekehrt. So jetzt hast Du's!
Deswegen verwenden wir in der Landschaftsfotografie auch sehr häufig ein Stativ. Die Belichtungszeiten können nämlich bei entsprechend ungünstigem Licht so lang sein, dass wir nicht mehr aus der
Hand fotografieren können. Dabei sind die leichten und kleinen spiegellosen Kameras problematischer in der Handhabung. Mit einer Sony, die fast nichts wiegt, verwackle ich ein Foto relativ
schnell. Da kann schon eine Sechzigstelsekunde zum Problem werden. Mit meiner NIKON D3x schaffe ich, wenn ich Glück habe, noch eine halbe Sekunde aus der Hand.
Aber so sollte man eigentlich nicht arbeiten. Das Stativ garantiert hier den sicheren Stand und ein scharfes und perfektes Foto. Außerdem ermöglicht es uns das genaue Hinsehen, die Kontrolle der
Bildgestaltung und des richtigen Lichtes. Es erzieht sozusagen auch zum gründlichen Arbeiten. Die kurzen Belichtungszeiten brauchen wir in der Sportfotografie oder z.B. bei der Aufnahme von
rennenden Tieren oder Kindern.
Ist doch logisch, wenn ich eine schnelle Bewegung einfrieren möchte, brauche ich eine schnelle bzw. kurze Belichtungszeit. Daraus ergibt sich dann natürlich die größere Blende, denn die Menge des Lichtes muss immer gleich sein, um die korrekte Belichtung zu erzeugen.
Die ISO-Zahl regelt den Grad der Empfindlichkeit des Senors. Die optimalste Qualität hat man bei der Einstellung auf 100 ISO. Da ist die Empfindlichkeit noch sehr gut und das Bildrauschen
(vergleichbar mit der Körnung im analogen Film) minimal. Um so höher ich diese Zahl an der Kamera stelle, desto lichtempfindlicher wird der Sensor. Ich kann also kürzer belichten (Sportfotos
usw.) aber das Bildrauschen wird auch stärker. Bei teuren modernen Kameras hat man diese Problem immer besser in den Griff bekommen. Man kann also bei ungüstigem Licht die ISO-Zahl einfach mal
auf über 1000 hochdrehen und hat bei Fotos in Innenräumen oder bei sehr düsterem Wetter immer noch eine erstaunlich gute Qualität. Ebenso bei Landschaftsfotos, auf denen die Milchstraße zu sehen
sein soll, hilft einem das enorm weiter.
Aber für ein qualitativ hochwertiges Landschaftsfoto merken wir uns, dass 100 ISO die beste Einstellung ist.
Wenn wir das hier jetzt alles mal zusammenfassen, merken wir uns: bei der klassischen Landschaftsfotografie blenden wir soweit wie möglich ab (nie die allerkleinste Blende benutzen!). Wir nutzen also an der Kamera unsere Blendenvorwahl (bei Nikon A für Aperture und bei Canon Av für Aperture value) und stellen eine kleine Blende ein. Die Belichtungszeit regelt dann die Kamera entsprechend automatisch. Da diese relativ lang werden könnte, benutzen wir ein Stativ! Die ISO-Zahl bleibt standardmäßig auf 100 eingestellt.
Natürlich gibt es noch ein paar kleine unwesentliche Dinge, mit denen man sich auch noch beschäftigen kann, z.B. die Hypervokaldistanz...
das haut rein, was? Müsst Ihr jetzt nicht wissen, das gibt es später, wenn Ihr den Text auf dieser Seite auswendig könnt ;-)
Besser ist es, Du nimmst Deine Kamera und kommst mit mir auf eine abenteuerliche Fotoreise!